Der Lotos im Alten Ägypten

(nach H. Schlögl, Der Sonnengott auf der Blüte. Eine ägyptische Kosmogenie des Neuen Reiches (Basel 1977) und S. Weidner, Lotos im Alten Ägypten (Pfaffenweiler 1985)).

Im antiken Ägypten begegnen uns zwei Arten der Lotospflanze: Dies ist einerseits der weiße Lotos (Nymphaea lotus) und der duftintensivere, blaue Lotos (Nymphaea caerulea). In der ägyptischen Spätzeit (ab 7. Jh. v. Chr.) erscheint eine dritte Art (Nymphaea nelumbo), die aus Indien stammt. Der Lotos war den Ägyptern in vielerlei Hinsicht von Wert. So diente er aufgrund seiner Prächtigkeit als Zierpflanze in den Häusern, aber vor allem auch im Garten, insbesondere auf den klein angelegten Seen und Teichen. Er ist ebensowenig als Schmuck wegzudenken und fand daher in der Hersteellung von Gebinden und Kränzen Verwendung, die sowohl am Körper selbst getragen wurden, als auch zur Ausschmückung von Räumlichkeiten, als Mumienschmuck und Grabbeigaben dienten. Die in den Opferszenen so häufig dargestellten Lotosgebinde weisen auf zweierlei Funktionen hin: Sie sind hier einerseits Ausschmückung, ihre Position auf dem Opfertisch zeigt aber auch ihre Nutzung als Nahrungsmittel an. Tatsächlich war der Lotos noch zu Herodots Zeiten (5. Jh. v. Chr.) eine häufig genutzte Pflanze zur Herstellung einer Art Brot, das insbesondere dem ärmeren Teil der Bevölkerung als Nahrungsquelle diente. So berichtet er: „[...] Wenn der Strom anschwillt und das Land zum See macht, wachsen im Wasser viele Lilien, die man in Ägypten Lotos nennt. Man schneidet sie ab, trocknet sie an der Sonne, zerstampft die Körner der Fruchtkapsel, die dem Mohn gleichen und röstet am Feuer Brot daraus.“ (Hdt. II, 92). Daneben ist der Lotos aber auch in der Medizin und Magie von Nutzen. So soll das Essen von Lotos und das Baden im Lotosteich die Fruchtbarkeit verstärken und zugleich als Aphrodisiakum dienen.

In der Kunst wird primär der blaue Lotos dargestellt, da dessen süsslicher Geruch anscheinend Bevorzugung gegenüber dem scharfen Gerüch des weißen Lotos fand. Er erscheint in vielfältiger Form im Flachbild und der Rundplastik, bekannt sind vor allem die prächtigen Lotossäulen und deren Kapitelle. Darüber hinaus besitzt der blaue Lotos eine Eigenschaft, die ihn gegenüber dem weißen Lotos wesentlich bedeutungstragender erscheinen lässt: Die Pflanze schließt ihre Blüten am Abend, taucht sie unter Wasser, kommt am nächsten Morgen wieder aus dem Wasser hervor und öffnet ihre Blüten erneut.

 

Damit ist der blaue Lotos geradezu als ein Symbol der Schöpfung prädestiniert und wird damit in ein ähnliches Bedeutungsfeld wie beispielsweise der Skarabäus gerückt. Damit erhält der Lotos auch Einzug in die mitunter zahlreichen Schöpfungsmythen der ägyptischen Vorstellungswelt. Darunter gewinnt vor allem seit dem Neuen Reich die Vorstellung vom „Gott auf der Blüte“ an Bedeutung: Im Zustand der Urzeit erhebt sich aus dem Urozean Nun eine Lotospflanze, die über dem Wasser ihre Blüte öffnet und den Sonnengott zum Vorschein bringt. Diese Vorstellung ist selbstredend in engster Weise mit der Vorstellung der täglichen Regeneration des Sonnengottes verbunden und damit ein weiteres Beispiel für die so oft vorgenommene Verbindung zwischen religiösen Vorstellungen mit Phänomenen der natürlichen Umwelt beziehungsweise auch die Produktion religiöser Vorstellungen aus der Natur heraus.  



Der Skarabäus als schöpferisches Element

(nach E. Hornung - E. Staehlin, Skarabäen und andere Siegelamulette aus Basler Sammlungen (Mainz 1976) und M. Minas-Nerpel, Der Gott Chepri (Leuven 2006)).

Die Rolle des Skarabäus in der Natur leiteten die Ägypter, wie so häufig, aus alltäglichen Beobachtungen her. So konnten sie beobachten, dass der Mistkäfer eine Mistkugel rollt und diese in der Erde vergräbt. Dass nun nach einiger Zeit aus der Erde neue Mistkäfer entstanden, deuteten sie als eine Autogenese, eine Entstehung aus sich selbst. Denn ihnen blieb natürlich verborgen, dass der Mistkäfer zwischenzeitlich kleine Eier in die Mistkugel gelegt hatte. Durch diese schöpferische Kraft, die dem Skarabäus inne wohnt, wird in der ägyptischen Sprache auch das gesamte Wortfeld „Schöpfung, Entstehen, Werden“ mit dem Skarabäus assoziiert und geschrieben. So berichtet Horapollon in seiner Hieroglyphica:

„Wenn sie (= die ägyptischen Schreiber) allein geboren oder Geburt […] darstellen wollen, dann malen sie den Skarabäus. Allein geboren: weil dieses Tier von selbst geboren ist, ohne von einem Weibchen ausgetragen zu sein. Seine Geburt nämlich geht nur auf folgende Weise vor sich: Wenn das Männchen Kinder hervorbringen will, nimmt es Kuhmist und formt daraus ein kugelartiges, ähnlich wie die Welt aussehendes Gebilde […] Diese Kugel nun vergräbt das Männchen in der Erde […] Während sie unter der Erde weilt, nimmt die Brut der Skarabäen Leben an. Am neunundzwanzigsten Tage legt der Skarabäus die Kugel frei und wirft sie ins Wasser […] Wenn sich die Kugel im Wasser öffnet, kommen die Tiere heraus, das heißt: Die Skarabäen.“

Der als göttliche Manifestation des Skarabäus erdachte Gott Chepri ist damit auch gleichzeitig ein Urgott, da er, anders als viele Götter, aus sich selbst entstanden ist. In den Sargtexten des Mittleren Reiches trägt er daher beispielsweise häufig das Epitheton „Chepri, der sich selbst erschaffen hat“. Der Prozess der Autogenese wurde schließlich auf den alltäglichen Sonnenlauf übertragen: Während die Sonne am Tage die Gestalt des Sonnengottes Re einnimmt und am Abend in Gestalt Atums untergeht, durchfährt sie die Unterwelt und wird am Morgen in Gestalt des Skarabäus wiedergeboren.

Die 12. Stunde des Amduat. Im rechten Bildfeld wird der Skarabäus von den offenen Armen Schus empfangen und emporgehoben. © Erik Hornung (zum Vergrößern anklicken)
Die 12. Stunde des Amduat. Im rechten Bildfeld wird der Skarabäus von den offenen Armen Schus empfangen und emporgehoben. © Erik Hornung (zum Vergrößern anklicken)

Die Rolle der wiedergeborenen Sonne nimmt dabei der Gott Chepri ein. Diese Vorstellung existiert bereits in den Pyramidentexten, der Funerärliteratur des späten Alten Reiches und zieht sich bis in römische Zeit durch die ägyptische Ideengeschichte.

Besonders bildhaft wird diese Vorstellung in den Unterweltsbüchern, die ab dem Neuen Reich auftreten: Dort hebt der Gott Schu, als Manifestation des Windes, den geflügelten Skarabäus aus der Unterwelt empor, sodass dieser erneut den täglichen Sonnenlauf antreten kann. Bemerkenswerterweise nimmt Chepri beziehungsweise der Skarabäus als schöpferisches Element außerhalb der Funerärliteratur kaum eine bedeutende Rolle ein. Diese Beobachtung ergibt sich daraus, dass Chepri durch seine alltägliche Wiedergeburt in erster Linie eine Rolle für den Verstorbenen spielt. Der Verstorbene nimmt sich dabei Chepri als Vorbild, ja er strebt seine Wesenswerdung an, um an jedem Tage erneut geboren zu werden und damit am Lauf des Sonnengottes teilzunehmen. Dieses Bestreben wird beispielsweise in verschiedenen Sargtextsprüchen deutlich, in denen es heißt: „Er (= der Verstorbene) hat Gestalt angenommen als Chepri“ (Spruch 311 nach der Edition von A. De Buck).



Die Sykomore im Alten Ägypten

(nach J. Assmann, Tod und Jenseits im Alten Ägypten (München 2001))

Die Sykomore (Maulbeerfeigenbaum, ägyptisch nehet) ist eine insbesondere in der Antike vielfach genutzte Kulturpflanze, die auch heute noch in Ägypten wächst. Das Vorkommen des Sykomorenbaumes ist bereits seit protodynastischer Zeit nachweisbar und seit dem Alten Reich fortlaufend in der Kunst und Literatur Ägyptens vorzufinden. In der Moderne ist der Sykomorenbaum eine in Ägypten relativ selten gewordene Erscheinung. Der Grund dafür mag darin liegen, dass dessen Weiterverbreitung rein durch die Hilfe des Menschen geschieht, da die für eine natürliche Weiterverbreitung nötige Wespenart nicht mehr in Ägypten vorzufinden ist.

 

Die Sykomore wurde vielfältig genutzt. Sie war einerseits schattenspendender Baum in den Gärten der Privathäuser und Tempel, das Holz des Baumes wiederum wertvolles Baumaterial im sonst so an Bäumen armen Ägypten. Ihre Früchte waren sowohl Nahrungsmittel als auch medizinisches Ingrediens.

 

Von besonderem Interesse erscheint die Funktion des Sykomorenbaumes im jenseitigen Kontext. Neben der Verklärung des Verstorbenen, um ihm einen sicheren Übergang in das Jenseits zu ermöglichen, steht auch das „alltägliche Leben“ des Verstorbenen nach diesem Übergang im Fokus des ägyptischen Totenglaubens. Die Vorstellung der Ägypter über diesen Aspekt spiegelt sich stark im sogenannten „Herausgehen am Tage“ wieder, das insbesondere ab dem Neuen Reich verstärkt in den Mittelpunkt gerät, was sich zuletzt auch in der Benennung des ägyptischen Totenbuchs als das „Herausgehen am Tage“ niederschlägt. Neben dem Grab, dem Wohnhaus und den Festen ist auch der Garten des Verstorbenen Ziel dieser täglichen Wiedereinkehr in die diesseitige Welt.

Thutmosis III. wird von seiner Mutter Isis in Gestalt einer Baumgöttin genährt © Erik Hornung (zum Vergrößern anklicken)
Thutmosis III. wird von seiner Mutter Isis in Gestalt einer Baumgöttin genährt © Erik Hornung (zum Vergrößern anklicken)

 Der Garten stellt in diesem Zusammenhang neben dem Grab einen Ort der Nahrungsversorgung dar und bildet damit eine Parallele zum jenseitigen Opfergefilde des Osiris (vgl. u. Grab des Sennedjem). Dabei ist insbesondere die Sykomore von Bedeutung, stellt sie doch eine unendliche Nahrungsquelle für den Verstorbenen dar. Ebenso ist die Sykomore ab dem Alten Reich die Verkörperung einer Baumgöttin, zunächst Hathor und insbesondere ab dem Neuen Reich Nut, vereinzelt auch Isis. Gerade in der berühmten Darstellung aus dem Grab Thutmosis' III. wird die nährende Funktion der Sykomore für den Verstorbenen deutlich.



Pflanzenschmuck im Alten Ägypten

(nach R. Germer, Pflanzlicher Mumienschmuck und andere altägyptische Pflanzenreste im Ägyptischen Museum,  Forschungen und Berichte 28, 1990, 7-15)

Pflanzen wurden bei Bestattungen im Alten Ägypten nicht nur als Gaben an der Opferkultstelle aufgestellt bzw. niedergelegt, sondern auch in der Grabkammer sowie auch als Schmuck für die Mumie des Verstorbenen verwendet. Darüber hinaus wurde Pflanzenschmuck auch außerhalb des funerären Kontextes genutzt, sei es als Schmuck im Alltag oder zum Ausstatten der Götterbilder in den Tempeln.  So hat sich der Brauch Pflanzenschmuck in die Gräber zu geben, bereits in der Frühzeit etabliert und ist bis in die Ptolemäerzeit nachweisbar. Die Mumie selbst mit Girlanden zu schmücken, ist jedoch erst ab dem Neuen Reich mit Sicherheit zu belegen. Entgegen den Erwartungen, dass Pflanzenschmuck zwar in Darstellungen wiedergegeben wird, aber nur selten in materieller Form erhalten geblieben ist, haben gerade die Girlanden die Jahrtausende erfreulich häufig überdauert. Darstellungen einer mit Girlanden ausgestatteten Mumie sind dafür im Flachbild gemäss Renate Germer, die sich um die Erforschung der ägyptischen Flora sehr verdient gemacht hat, nie anzutreffen, finden sich aber häufig auf den Außenseiten von Särgen, beispielsweise auf dem Grevenbroicher Sarg im Bonner Museum. Zudem werden Girlanden aber auch schriftlich u.a. im pHarris I erwähnt.

 

Die Herstellungstechnik und Zusammensetzung der Girlanden ist abhängig von der jeweiligen Zeitperiode. Während im Mittleren Reich beispielsweise schon aufgereihte Sykomorenfeigen bekannt sind, wird die Zusammensetzung ab dem Neuen Reich aufwendiger. Die Blätter, häufig von Bäumen der Gattung Persea, aber auch Oliven- und Weidenbäumen, wurden zunächst über einen Streifen eines Dattelpalmblattes gelegt, gefaltet und schließlich mit einem weiteren Streifen festgenäht. 

 

Vereinzelt sind auch Minzblätter nachzuweisen, die aufgrund ihres Geruchs sicherlich nicht umsonst ausgewählt wurden. Die so entstandene Girlande konnte anschließend noch mit weiteren Blättern ausgeschmückt werden oder wurde mit weiteren Girlanden zusammengenäht, sodass ein großer und beeindruckender Halsschmuck entstehen konnte.

© David Sabel/Ägyptisches Museum Bonn (zum Vergrößern anklicken)
© David Sabel/Ägyptisches Museum Bonn (zum Vergrößern anklicken)

Mit Anbruch der Ptolemäerzeit wurde das Repertoire an verwendeten Pflanzen, aber auch Techniken stetig erweitert. So wurden Pflanzen wie der Lorbeerbaum, die Myrte, aber auch Jasmin, Majoran und Rosmarin importiert, die auch bei der Herstellung der Girlanden Einzug hielten. Anfänglich werden die Girlanden noch hergestellt, geraten aber schnell außer Mode und werden durch die sogenannten Pflanzengewinde abgelöst: Dabei werden Zweige oder Halme spiral- oder kreisförmig aneinandergebunden, sodass ein Gewinde entsteht. Diese Gewinde konnten dann an Bändern angebracht werden, die wiederum zur Anbringung an der Mumie dienten.



Das Grab des Sennedjem

(nach A. G. Shedid, Das Grab des Sennedjem)

Unser Wissen über die Flora des antiken Ägypten schöpft sich primär aus Darstellungen in den Denkmälern und Gräbern, schriftlichen Erwähnungen und Funden von Pflanzenresten. Insbesondere die zahlreichen Jagd- und Landschaftsdarstellungen in den verschiedenen Nekropolen Ägyptens geben uns dabei eine aufschlussreiche Hilfestellung, indem sie uns neben der immer noch problematischen sprachlichen Identifikation einiger ägyptischer Wörter für Pflanzen eine optische Identifikationsmöglichkeit anbieten. Als Beispiel sei hier das Grab des Sennedjem (TT 1, 19. Dynastie) aus der Arbeitersiedlung Deir El-Medineh genannt, das als eines der prächtigsten Gräber der Siedlung erwiesen hat. Glücklicherweise war es seit der letzten Bestattung – insgesamt konnten 20 Mumien geborgen werden – ungestört geblieben, die Holztür der Grabkammer sogar noch versiegelt. Damit stellt das Grab neben dem des Tutanchamun eines der weniger Gräber dar, die ungestört aufgefunden wurden. In seiner architektonischen Ausführung ist das Grab des Sennedjem ein Musterbeispiel für die Gräber der 19. Dynastie in der Arbeitersiedlung von Deir El-Medineh. Über den mit einer Umfassungsmauer und einem Pylon umgebenen Vorhof, betritt man das Grab über einen, vor einer der drei Pyramiden, liegenden Grabschacht, der in das unterirdische Kammersystem des Felsgrabes führt. Über die nur grob ausgehauene Kammer A, gelangt man in zwei weitere Kammern B und D. Erst über einen unter Kammer B befindlichen Schacht gelangt man in die eigentliche, sorgfältig ausgestaltete und mit einem Gewölbe ausgestatteten Kammer C, deren dekorierte Ostwand im Mittelpunkt dieses Beitrags stehen soll. 

© Abdel Ghaffar Shedid (zum Vergrößern anklicken)
© Abdel Ghaffar Shedid (zum Vergrößern anklicken)

Wie die restlichen ramessidischen Gräber von Deir el-Medineh weist auch das Grab des Sennedjem eine zeittypische Gestaltung in Bild und Text auf. Die Königsgräber im nahe gelegenen Tal der Könige als Vorbild nehmend, sind die Darstellungen des Grabes vollständig auf das Jenseits ausgerichtet und bedienen sich nun ebenfalls den Bildregistern (Vignetten) des ägyptischen Totenbuches. Der Verstorbene tritt zu einer Jenseitsreise an, deren Ziel das Totenreich des Osiris, die Vereinigung mit jenem und die anschließende Wiedergeburt ist. Dieser Zyklus ist gleichbedeutend mit dem täglichen Lauf der Sonnenbarke, der Anbringungsort der Darstellungen orientiert sich demnach am Verlauf der Sonne. 



Arbeiten im Binsengefilde

Unter der Darstellung der Sonnenbarke des Re-Harachte-Atum befindet sich die Vignette des Totenbuchspruchs 110. Dargestellt wird das jenseitige Binsengefilde, das iaru, in dem sich der Verstorbene nach dem erfolgreichen Eintritt in das Jenseits aufhalten möchte, um dort Nahrung für die eigene Verpflegung erwirtschaften zu können. Auch dies ist ein Ausdruck des Jenseitsgedankens, der das Jenseits in gewisser Weise als ein direktes Abbild des diesseitigen Lebens auffasst. Die fünf Bildregister werden von Kanaldarstellungen umschlossen, welche die Register teilweise voneinander trennen. Das erste Register beginnt zunächst mit einer Adorationsszene, die Sennedjem und seine Frau Iineferti im Adorationsgestus vor den Göttern Re-Harachte, Osiris, Ptah und zwei anonymen Göttern zeigen. Dargestellt sind ebenfalls sein Sohn Rahotep in einem kleinen Papyrusboot, sowie sein Sohn Chonsu, der das Mundöffnungsritual an der Mumie seines Vaters durchführt. Darunter schließt sich nun die Darstellung eines Erntezyklus an. Sennedjem erntet das Getreide, während Iineferti die herunterfallenden Ähren einsammelt. Anschließend folgt die Darstellung der Flachsernte, das für die Herstellung von Leinen benötigt wurde. Wieder reißt Sennedjem die Pflanzen aus, während Iineferti diese einsammelt. Daran schließt die Darstellung des Pflügens und der Aussaat an. Das Bildregister wird schließlich von einer Sykomore begrenzt, über der sich die Darstellung des vor dem gefüllten Opfertisch sitzenden Grabherren befindet. Abschließend nun das vierte und fünfte Bildregister, das wieder einen Bogen zum Thema spannt:

© Abdel Ghaffar Shedid (zum Vergrößern anklicken)
© Abdel Ghaffar Shedid (zum Vergrößern anklicken)

Dargestellt wird die reiche und diverse Flora des Binsengefildes, die von Dattel- und Doumpalmen, Sykomoren (viertes Bildregister) und Klatschmohn, gelben Alraunen und blauen Kornblumen gebildet wird. An dieser Stelle sei erneut darauf verwiesen, dass diese Jenseitsdarstellungen wertvolles Material für die Archäologie darstellen, da sie die Vorstellung der Ägypter vom Jenseits widerspiegeln, die daran ein Abbild der diesseitigen Welt sahen. Damit kann bewiesen werden, dass die hier abgebildeten Pflanzen zur Zeit der 19. Dynastie Teil der ägyptischen Flora waren.